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Demografische Herausforderungen und Integration in Südniedersachsen

Wissenschaft, Politik und Praxis im Dialog: Gemeinsame Tagung des Soziologischen Forschungsinstituts Göttingen (SOFI) mit dem Amt für regionale Landesentwicklung Braunschweig (ArL BS)



Demografischer Wandel, alternde Bevölkerung, Arbeitskräftemangel, Abwanderung aus ländlichen Gebieten, aber auch neue Ideen für sozialen Zusammenhalt in schrumpfenden Dörfern, für betriebliche Arbeitsgestaltung im Generationenwandel und die Integration von Flüchtlingen: Am Beispiel der Region Südniedersachsen standen auf der Work in Progress-Tagung am 19. und 20.09.16 zentrale gesellschaftliche Änderungsprozesse im Mittelpunkt. Unter dem Titel „Demografische Provokationen. Neue Anforderungen an den gesellschaftlichen Zusammenhalt“ diskutierten die gut 130 Teilnehmenden das aktuelle Thema aus verschiedenen Blickwinkeln. Für Landesbeauftragten Matthias Wunderling-Weilbier ist diese gemeinsame Veranstaltung vom Soziologischen Forschungsinstitut Göttingen (SOFI) und dem Amt für regionale Landesentwicklung Braunschweig / Projektbüro Südniedersachsen Ausdruck der Stärken der Region: „Die Potentiale von Forschung und Wissenschaft für Südniedersachsen zu nutzen – das ist ein Ziel des Südniedersachsenprogramms. Die gemeinsame Tagung mit dem SOFI zeigt, dass wichtige Impulse für die regionale Entwicklung vom Forschungsstandort Göttingen ausgehen.“

Die Kombination von wissenschaftlichen Erkenntnissen und konkreten Erfahrungen aus der regionalen Praxis brachten spannende Diskussionen hervor.

Vier Panels beleuchteten das Thema aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Impulsreferate präsentierten wissenschaftliche Erkenntnisse eingeladener Experten und Befunde aus der SOFI-Forschung. Ergänzt wurden diese jeweils durch Kommentare von Akteuren aus Politik, Unternehmen und Verbänden, mit denen Erfahrungen aus der regionalen Praxis in die Diskussionen einflossen.


In Panel 1 „Arbeit – Betrieb – Personal“ standen die Herausforderungen im Mittelpunkt, die der demografische Wandel für die betriebliche Personal und Arbeitspolitik mit sich bringt. Geänderte Altersstrukturen und Arbeitsmigration werfen Fragen nach Gestaltungsoptionen in den Betrieben auf. Petra Kirchhoff (Sartorius AG) und Hans-Ulrich Scheetz (John Crane) berichteten zu Erfahrungen, Überlegungen und Maßnahmen im Zusammenhang mit Fachkräftemangel, alternsgerechter Arbeitsgestaltung und Integration von Zugewanderten.

Im Rahmen von Panel 2 zu „Zuwanderung und Biographie“ analysierte Marc Ingo Wolter (Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung, Osnabrück) die demografischen Folgen von Zuwanderung im Bund und einzelnen Regionen. Dabei wurden mögliche Szenarien zu den Auswirkungen auf Bevölkerungs-, Arbeitsmarkt- und Wirtschaftsstrukturen entworfen. Die Frage, von welchen Faktoren die Teilhabe Geflüchteter beeinflusst wird, beleuchtete Kai Marquardsen (SOFI) im anschließenden Beitrag.

Mit den Beiträgen von Markus Wieck (SOFI) und Dominique Dauser (Forschungsinstitut Betriebliche Bildung, Nürnberg) standen die Konsequenzen des demografischen Wandels für die berufliche Aus- und Weiterbildung im Mittelpunkt des dritten Panels. Als zentrale Problematik zeigt sich, dass das regionale Angebot und die Nachfrage nach Ausbildungsstellen oft nicht zueinander passen. Qualifikationen, berufliche Interessen und eine verringerte Zahl von Bewerbern sind hier wesentliche Faktoren. Somit stellt sich die Frage, wie Ausbildungsreserven bei Zuwanderern und Ausbildungslosen erschlossen werden können.

Was Dörfer und Kleinstädte angesichts der demografischen Dynamiken an öffentlicher Infrastruktur bieten können und müssen, wurde in Panel 4 „Daseinsvorsorge, Infrastruktur und lokale Demokratie“ mit der Bad Gandersheimer Bürgermeisterin Franziska Schwarz und Reinhard Kühn vom Caritasverband Hildesheim diskutiert. Dabei standen die Sicherung gleichwertiger Lebensverhältnisse und eines Mindestmaßes an gesellschaftlicher Integration im Fokus des Juristen Jens Kersten (Ludwig-Maximilians-Universität München). Berthold Vogel (SOFI) hob die Bedeutung gerade kleinerer Gemeinden als Basis für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit hervor: „Das Lokale zählt. Die Vitalität des Lokalen hängt aber an der Leistungsfähigkeit der Daseinsvorsorge. Gleichwertige Lebensverhältnisse sind daher kein Luxusprodukt besserer Zeiten, sondern die Basis sozialen Zusammenhalts“, so der geschäftsführende Direktor des SOFI.

Impressionen der Tagung "Demografische Provokationen" in Göttingen.

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