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Eine Begegnungsstätte mit Wänden aus Stroh

Das neue Dorfgemeinschaftshaus in Erbsen setzt Maßstäbe im Bereich Nachhaltigkeit


Im südniedersächsischen Flecken Adelebsen (Landkreis Göttingen) entsteht im Ortsteil Erbsen etwas Außergewöhnliches: Mitten im Ort wird eine barrierefreie Begegnungsstätte inklusive eines Jugendraumes gebaut. Der Neubau verbessert zum einen die Daseinsvorsorge und die Lebensqualität der Menschen vor Ort. Zum anderen wird durch das besonders ökologische Bauprojekt ein wichtiger Beitrag zur Nachhaltigkeit erzielt: Das Tragsystem des Gebäudes wird aus lasttragenden, mit Kalk- bzw. Lehm verputzten Strohballen errichtet, die Dachkonstruktion besteht aus Holzelementen mit einer Strohdämmung.

Die Begegnungsstätte ist damit das erste öffentliche Projekt in der Region Göttingen, das in dieser ökologischen Alternative zu konventionellen Baumaterialien umgesetzt wird. Als eines der ersten kommunalen Gebäude wird das neue Dorfgemeinschaftshaus in lasttragender Strohbauweise errichtet. Es ist ein Beispiel, wie die Dorfentwicklung im ländlichen Raum auch nachhaltiges Bauen von öffentlichen Gebäuden ermöglicht.

Ministerin Staudte steht am Rednerpult und begrüßt die Gäste.   Bildrechte: J. Wachtel, ArL-BS
Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte dankte in ihrem Grußwort den beteiligten Akteuren für ihren Mut und ihr großes Engagement.
Gruppenbild mit Landwirtschaftsministerin Staudte.   Bildrechte: ML
Über den Bau freuten sich (v.r.) Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte, Ortsbürgermeister Christof Schmidt und die Architektinnen Anna Dienberg, Heike Bröll und Monika Dienberg.
Architektin Anna Dienberg berichtete von den Vorteilen und Herausforderungen beim Bauen mit Strohballen.   Bildrechte: J. Wachtel, ArL-BS
Architektin Anna Dienberg berichtete von den Vorteilen und Herausforderungen beim Bauen mit Strohballen.

Beim Richtfest am 30. September lobte Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte den Pioniergeist der Gemeinde und der beteiligten Akteure: „Es ist beeindruckend, wie innovativ hier geplant wurde und mit wieviel Engagement ökologische Alternativen im gesamten Prozess berücksichtigt werden. Die Begegnungsstätte hat das Potenzial, viel Aufmerksamkeit auf ökologische Bauweisen zu lenken. Ich bin mir sicher, dass das Gebäude weit über die Landkreisgrenzen hinaus Bekanntheit erlangt - und so einen Beitrag zum klimagerechten Bauen leisten wird."

Nicht nur beim Bau des Gebäudes, sondern auch bei den Außenanlagen wird Wert auf Nachhaltigkeit gelegt. Die Zuwegung, Terrasse und die Stellflächen werden aus versickerungsfähigen, offenporigen Oberflächen gestaltet und die Außenbeleuchtung energiesparend und insektenfreundlich ausgeführt, um unnötigen Energieverbrauch und Lichtverschmutzung zu vermeiden. Die zur Begegnungsstätte gehörenden Grünflächen werden mit klimaresistenten und dem trockenen Standort entsprechenden Gehölzen bepflanzt. Zur Nachhaltigkeit beitragen sollen neben der Bauweise an sich auch eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach sowie eine Luft-Wärme-Pumpe als Heizung.

Das eingeschossige Gebäude wird etwa 200 m2 groß. Herzstück wird ein Mehrzweckraum, in dem künftig Ortsratssitzungen, Vereinstreffen und andere Veranstaltungen stattfinden werden. Ein zusätzlicher Jugendraum soll zentraler Treffpunkt für die jungen Menschen im Dorf werden. Küche, Sanitärräume und eine Terrasse komplettieren das Dorfgemeinschaftshaus.

Das ArL Braunschweig hat zur Förderung des Bauvorhabens 500.000 Euro über das Dorfentwicklungsprogramm des Landes bewilligt. Das Gebäude soll Anfang 2025 fertig gestellt sein.

Planungsbild des neuen DGH Erbsen.   Bildrechte: Bröll & Dienberg Architektinnen
So wird das Dorfgemeinschaftshaus einmal aussehen. Die Mauern aus Strohballen sind nässegeschützt verputzt.
  Bildrechte: Bröll & Dienberg Architektinnen
Im Querschnitt wird deutlich, wo an Dach und Wand Strohballen verbaut werden.
Der Zyklus von Strohballen als Baustoff.   Bildrechte: Bröll & Dienberg Architektinnen
Vom Feld zur Wand: Der Zyklus von Strohballen als Baustoff.
Auf einem Weizenfeld werden Strohballen gepresst.   Bildrechte: Bröll & Dienberg Architektinnen
Regionale Baustoffe: Ende Juli wurden die Strohballen direkt am Dorfrand auf dem Feld gepresst.
Die Wände aus Stroh sind ausgerichtet, der Dachstuhl wird aufgebaut.   Bildrechte: Bröll & Dienberg Architektinnen
Die Wände aus Stroh sind ausgerichtet, der Dachstuhl wird aufgebaut.
Wand aus Strohballen.   Bildrechte: Bröll & Dienberg Architektinnen
Die Wände aus Strohballen sind nur im Rohbau sichtbar.
Die Strohballen werden gestapelt.   Bildrechte: Bröll & Dienberg Architektinnen
Aufbau nach Plan: Jeder Strohballen kommt an seinen Platz.
Die Großballen werden zu Mauern gestapelt.   Bildrechte: Bröll & Dienberg Architektinnen
Die Großballen werden zu Mauern gestapelt. Jeder Ballen ist 1,20 x 2,40 m und 70 cm hoch und wiegt etwa 370 kg.
Kurze Bauzeit: Innerhalb von nur zwei Tagen standen die Wände. Nach zwei Wochen war der Rohbau fertig.   Bildrechte: Bröll & Dienberg Architektinnen
Kurze Bauzeit: Innerhalb von nur zwei Tagen standen die Wände. Nach zwei Wochen war der Rohbau fertig.

Artikel-Informationen

erstellt am:
21.10.2024

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